K-Drama Glossar: Pyeongchang (평창)

Wer sich auf die voraussichtlich kältesten Winterspiele aller Zeiten einstimmen will ohne die gemütlich warme Stube zu verlassen, kann dies mit K-Dramen tun. Die überwiegende Mehrheit hat zwar die Metropole Seouls als Kulisse, wo auch die grossen TV-Sender beheimatet sind, doch einige haben auch olympische Stätten als Hintergrund:

1. Goblin

Die 2016/2017 ausgestrahlte Serie «Goblin» gehört aus filmerischer Sicht wohl zu den schönsten (oder kitschigsten) und aufwendigsten der koreanischen Welle – gedreht wurde unter anderem im goldenen Herbst Montreals. Die Erfolgsschriftstellerin Kim Eun-Sook (Descendants of the Sun, Herirs, Secret Garden, Lovers in Paris) stammt selber aus Gangneun, wo die olympischen Wettkämpfe im Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Shorttrack und Curling ausgetragen werden. Entsprechend kamen auch Drehorte aus ihrer engeren Heimat ins Spiel:

Unweit von Gangneun ist der Jumunjin Beach gelegen, welcher in den Episoden 1 und 3 als Kulisse dient.

Episode 9 von «Goblin» wurde beim Yongpyong Ski Resort gedreht, wo die Wettkämpfe im Slalom und Riesenslalom stattfinden sollen:

2. Winter Sonata

Ebenfalls das Yongpyong Resort als Kulisse hat die Serie «Winter Sonata», die 2002, ganz zu Beginn der Hallyu ausgestrahlt wurde, bei der in «Goblin» zweifellos Anleihen gemacht wurden.

3. Hotel King

Für diejenigen, die sich nicht nur mit einzelnen Szenen begnügen wollen, ist «Hotel King» zu empfehlen, die Serie wurde vorwiegend im Resort Alpensia gedreht, wo bei den Winterspielen 2018 die Wettbewerbe im Rodeln, Skeleton, Bob, Skispringen, Langlauf und Biathlon stattfinden. Das grosse Showdown in Episode 31 findet gar auf der Sprungschanze statt. Auch hier findet sich eine Gemeinsamkeit mit «Goblin»: Lee Dong-Wook, der hier die Hauptrolle des Hotelmanagers inne hat, spielt dort die den Gevatter Tod.

Weshalb sind koreanische TV-Dramen so erfolgreich?

Die koreanische Welle hat nach China und anderen ostasiatischen Ländern längst auch ein Millionenpublikum in den USA und Lateinamerika erreicht. K-Pop entspricht weitgehend dem Mainstream, so dass dies nicht weiter erstaunt. Doch wie schaffen es K-Dramen, die Sprach- und Kulturgrenzen zu überwinden? Ein Erklärungsversuch:

Weltweiter Zugang dank Fronarbeit der Fans

crgpfnaueaa21a_

Szene aus «The K2» in Barcelona – koreanische Serien werden dank Fansubs in Windeseile weltweit zugänglich gemacht

 

Dass jede Woche ein gutes Dutzend K-Dramas kurz nach der Ausstrahlung für das Streaming zur Verfügung steht, liegt nicht nur daran, dass die Inhaber der Urheberrechte anderthalb Augen zudrücken und nicht etwa warten, bis TV-Sender aus aller Welt sich um die Ausstrahlungsgenehmigung bewerben. Eine weltweite Verbreitung wäre ohne Fronarbeit der internationalen Fans, die Untertitel – sogenannte Fansubs – erstellen, undenkbar. Damit eine koreanische Serie wie etwa «My Love From the Star» beispielsweise bei Viki in 68 Sprachen von Albanisch bis Vietnamesisch zur Verfügung steht, wirken über 100 Fans als Segmenter und Übersetzer mit. Erleichtert wird die Arbeit durch eine Eigenheit des K-Dramas: Die meisten Serien weisen zwischen 16 und 20 Episoden von einer Stunde Dauer auf, wobei zwei Folgen pro Woche ausgestrahlt werden. Das ist zwar immer noch viel Arbeit, aber doch überblickbar. Weiterlesen

K-Drama: 13 Jahre koreanische Welle – 13 Favoriten

Vor rund 13 Jahren nahm die Hallyu – die koreanische Welle – mit dem TV-Drama „Winter Sonata“ ihren Anfang. In Windeseile fanden koreanische TV-Dramen und Popmusik (kurz: K-Drama und K-Pop) Millionen von Fans vorab in ganz Ostasien, aber auch in Nord- und Südamerika sowie in Europa. Die TV-Serie „Meine Liebe vom anderen Stern“ wurde 2013 bzw. 2014 in China gar milliardenfach angeklickt. Was macht K-Dramen so populär? Neben attraktiven (männlichen) Schauspielern, eingängiger Filmmusik, aufwendiger Filmtechnik allem voran wohl die unglaubliche Vielfalt an Plots, wie diese 13 Beispiele aus 13 Jahren zeigen:

winter sonata2002: Winter Sonata (겨울연가)

Das TV-Drama „Winter Sonata“ gilt als Auslöser der Hallyu. Ein klassisches Melodrama inklusive Dreiecksbeziehung, Amnesie und Happy Ending, und insoweit vorhersehbar. Allerdings stechen einige Merkmale, die den Erfolg der K-Dramen ausmachen, hervor, wie beispielsweise die Titelmelodie „From the Beginning Until Now“ gesungen von Ryu Shi-won (류시원), die das Zeug zum Ohrwurm hat, sowie die Besetzung der männlichen Rollen mit besonders attraktiven Schauspielern (etwa 90% der K-Drama-Fans sollen Frauen sein).

2003: Dae Jang Geum (Jewel in the Palace, 대장금)

Für die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte der K-Dramen sorgte insbesondere das historische Dae Jang GeumEpos „Dae Jang Geum„, welches im 15 Jahrhundert angesiedelt ist. Die Titelheldin ist zunächst Köchin am königlichen Hof und wird später zur Leibärztin des Königs. Das Drama gehört zu den erfolgreichsten K-Dramen überhaupt und bietet einen Einblick in Geschichte, Kultur und Essen Koreas. Mit 54 Folgen verlangt es den Zuschauern allerdings einige Ausdauer ab.

2004: Sie ist 19 (She is Nineteen, 형수님은 열아홉)

She-Is-NineteenDie romantische Komödie „Sie ist 19“ dreht sich um die Yoo-min, die nach dem Tod ihrer Mutter von deren Nachbarinnen ausgesetzt wird, die sich ihr Erbe unter den Nagel reissen. 15 Jahre später schlägt sie sich mühevoll durch, um das Geld für die Behandlung ihres nierenkranken Adoptivbruders zusammenzukratzen. Sie verliebt sich in den behandelnden Arzt Min-jae und spielt dessen Verlobte, er von seiner Mutter nicht länger unter Druck gesetzt werden kann. Doch auch der jüngere Bruder von Min-jae verliebt sich in sie.

2005: Grüne Rose (Green Rose, 그린로즈)

GreenRoseposterLee Jung-hyun and Oh Soo-rah sind ein glückliches Paar, bis Lee erfährt, dass seine Freundin die Tochter eines Chaebol-Patriarchen ist. Lee wird ein Mord untergeschoben und zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Doch es gelingt ihm die Flucht. Er schlägt sich nach Shanghai durch, um die Belastungszeugin zur Rede zu stellen. Einige Jahre später kehrt er zurück um seine das Komplott aufzudecken und Oh Soo-rah zurückzugewinnen. „Grüne Rose“ ist ein Drama voller Action.

2006: Das grosse Erbe (Great Inheritance)

Der Plot der Komödie „Das grosse Erbe“ (Great Inheritance, 위대한 유산) ist einigermassen originell: Kang Yung-se erbt von seiner Mutter, einer Algreatinheritancekoholikerin, mit der er sich überworfen hat, einen Kindergarten. Kang will den Kindergarten raschmöglichst verkaufen. Doch eine Klausel im Testament sieht vor, dass er sich während 100 Tagen als Kindergartenlehrer bewähren muss, bevor er sein Erbe antreten kann. Dazu wird er auch noch von seinem Gangsterboss unter Druck gesetzt, der sich das Grundstück mit dem Kindergarten unter den Nagel reissen will… Unübertrefflich sind die Dreikäsehochs in der Rolle der Kindergartenschüler.

2007: Kaffeeprinz (The 1st Shop of Coffee Prince, 커피프린스)

Die resolute Grossmutter des Chaebol-Erben Han Yoo-joo verlangt von diesem, dass er endlich heiratet. Go Eun-chan, die sich mit Gelegenheitsjobs durchschlägt, um ihre verschwendungssüchtige Mutter und ihre Schwester, die von einer Gesangskarriere träumt, durchzubringen, kommt da gerade recht. Han hält Go für einen Jungen und überträgt ihm die Rolle des Liebhabers, damit er den ewigen Blinddates entgehen kann, die seine Grossmutter für ihn arrangieCoffee Princert. Als Han gezwungen ist, ein marodes Kaffeehaus auf Vordermann zu bringen, wird Go seine rechte Hand. Allmählich entwickeln sich zwischen den beiden romantische Gefühle, doch Han merkt nicht, dass Go eigentlich ein Mädchen ist… „Kaffeeprinz“ ist eine romantische Komödie, die viel für die Lachmuskeln bietet.

2008: Mein letzter Skandal (The Last Scandal of My Life, 내 생애 마지막 스캔들)

lastscandalMein letzter Skandal“ dreht sich um die 39-jährige Hausfrau Hong Sun-hee, die nicht nur mit einem vorzeitigen Klimakterium kämpft, sondern auch noch mit allen Mitteln versucht, Geld zusammenkratzen, um ihren Ehemann aus dem Gefängnis auszubuchten. Der lässt sie allerdings sitzen, um mit einer reichen Verehrerin zusammenzuleben. Um sich und ihre 13-jährige Tochter durchzubringen, nimmt Sun-hee eine Stelle als Haushälterin an. Arbeitgeber ist ihre Jugendliebe, der gleichaltrige Jang Dong-chul. Dieser ist inzwischen ein erfolgreicher Star, hat aber so einiges zu verbergen. „Mein letzter Skandal“ ist insbesondere deshalb erfrischend, weil nicht eine hübsche junge Frau im Zentrum steht, sondern eine „Ajumma“ mittleren Alters (der allerdings ein Haarschnitt und eine Augenlaser-Operation verpasst wird, so dass sie am Ende doch wieder dem koreanischen Schönheitsideal entspricht).

2009: Boys over Flowers (꽃보다 남자)

Boys_Over_Flowers_(TV_series)_poster

Die arme Geum Jan-di, deren Eltern eine Wäscherei gehört, erhält ein Stipendium zum Besuch der exklusive Shinhwa High School. Dort terrorisiert die Gruppe der F4, bestehend aus den reichen, gut aussehenden, aber arroganten Goo Jun-pyo, Yoon Ji-hoo, So Yi-jung und Song Woo-bin andere Mitschüler, und nicht einmal die Lehrer wagen es, sie herauszufordern. Nur Jan-di legt sich mit dem Anführer der F4, Jun-pyo, an, als dieser eine ihrer Freundinnen erniedrigt. „Boys over Flowers“ zählt zu den beliebtesten K-Dramen überhaupt.

2010: Kaffeehaus (Coffee House, 커피하우스)

Coffee_House-p1Lee Jin-soo ist ein erfolgreicher Schriftsteller. Äusserlich sehr charmant, hat er allerdings doch so einige Macken und liegt sich mit seiner Verlegerin Seo Eun-young, einer smarten Karrierefrau, ständig in den Haaren. Er stellt Kang Seung-yeon als Sekretärin ein, kann aber im Grunde genommen nichts mit ihr anfangen, da er sie für eine Amateurin in allen Belangen hält. Doch Kang lässt nicht locker. Vierter im Bunde ist Han Ji-won, der seine Ex-Verlobte Seo Eun-young zurückerobern will. Einmal mehr bietet das K-Drama mit „Kaffeehaus“ einen originellen Plot.

2011: Midas (마이더스)

Kim Do-hyun ist ohne Vater und in Armut aufgewachsen, schliesst aber die Anwaltsausbildung als bester ab. Er erhält ein verlockendes Angebot von einer MidasdramaAnwaltskanzlei, die sich um die Angelegenheiten der Familie Yoo kümmert. Er wird von Yoo In-hye abgeworben, der ältesten Tochter des Patriarchen der Familie Yoo. Mit dem Hedge-Fund, den sie leitet, versucht sie mit allen möglichen schmutzigen Tricks, ihren Halbbrüdern die Kontrolle über das Familienerbe zu entreissen. Kim Do-hyun ist ihr dabei eine grosse Hilfe, verliert aber vom Geld geblendet seine Verlobte Lee Jung-yeon. Midas ist ein eindrückliches Drama über die verführerische Macht des Geldes.

2012: May Queen (메이퀸)May_Queen-poster

Hae-joo verfolgt hartnäckig ihren Traum, als Schiffbauingenieurin Ölbohrschiffe zu bauen. Hae-joo’s Jugendfreund Park Chang-hee ist der Sohn des Butlers der Reederei Cheonji Group und seinerseits ein erfolgreicher Staatsanwalt. Auf Druck seines Vaters hin heiratet er schliesslich die Reederstochter. „May Queen“ bietet nicht zuletzt einen Einblick in die für Korea typische Wirtschaftsstruktur der Chaebols (Familienunternehmen) und der Schiffsindustrie.

2013: Meine Liebe vom anderen Stern (My Love from the Star, 별에서 온 그대)

Do Min-joon ist vor 400 Jahren von einem anderen Planeten auf der Erde gestrandet und führt seither ein einsames Leben. Seine Nachbarin Cheon Song-yi ist eine kapriziöse Schauspielerin, die glaubt, dass alle Männer ihr zu Füssen liegen müssen. Sie kann es nicht fassen, dass Do sie so kühl behandelt. Als die My Love from the Starbeiden schliesslich doch zusammenfinden, bietet sich für Do die Möglichkeit, endlich auf seinen Planeten zurückzukehren… Das K-Drama bietet nicht nur technisch und ästhetisch ausgefeilte Bilder (Korea ist das Land der LCD-Bildschirme), ausserirdisch schöne Schauspieler und einen spannenden Plot, die Geschichte hat auch überraschend viel geistige Tiefe. Die Serie „Meine Liebe vom anderen Stern“ ist deshalb ein Muss auch für Zeitreise-Muffel.

2014: Kuckucksnest (Two Mothers, 뻐꾸기 둥지)

two mothersHwa-young glaubt dass Yeon-hee für den Tod ihres Bruders verantwortlich ist. Yeon-hee wird von ihrer Schwiegermutter unter Druck gesetzt, einen Stammhalter auf die Welt zu setzen. Doch weil Yeon-hee nach einer Gebärmutteroperation keine Kinder haben kann, ist dies unmöglich. Hwa-young stellt sich als Leihmutter zur Verfügung, doch sie plant, Rache an Yeon-hee zu üben, indem sie das Kind zurückfordert und Yeon-hees Mann verführt. Mit 102 Folgen ist das TV-Drama „Kuckucksnest“ – unscharf übersetzter englischer Titel: „Two Mothers“ – eindeutig zu lang geraten, doch bemerkenswerterweise reisst der Spannungsbogen nie ab. Zudem sind die Charaktere gut ausdifferenziert. Bloss der Schluss ist ein wenig unbefriedigend ausgefallen, als ob die Drehbuchautoren plötzlich an Ermüdungserscheinungen gelitten hätten.